Presbyakusis – Altersschwerhörigkeit

geändert am 30. April 2024

Presbyakusis oder altersbedingtem Hörverlust. Wer kennt schon den Fachbegriff Presbyakusis? Geschweige denn, wer will im Alter schon schwerhörig sein? Das Nachlassen des Hörvermögens empfinden Senioren auf verschiedene Weise. Einige nehmen die Veränderungen möglicherweise erst spät oder gar nicht bewusst wahr, während andere frustriert oder verärgert über die Einschränkungen sind, die mit dem Hörverlust einhergehen.

Mit einem Hörgerät geht es viel besser. Das Bild stammt von Dall-E 3.

Eines vorweg: Ich bin weder HNO-Arzt noch Hörakustiker. Die nachfolgenden Ausführungen basieren auf nach bestem Wissen und Gewissen durchgeführter Recherche, allerdings ohne Gewähr.

Was ist Presbyakusis?

Mit zunehmendem Alter können Veränderungen im Hörvermögen auftreten, ein Phänomen, das als Presbyakusis oder altersbedingter Hörverlust bekannt ist. Dieser natürliche Rückgang beginnt typischerweise um das Alter von 50 Jahren und betrifft beide Ohren. Obwohl es ein normaler Teil des Alterungsprozesses ist, kann seine Auswirkung signifikant sein und zu verschiedenen Herausforderungen im täglichen Leben führen.

Viele ältere Menschen erleben zunächst Schwierigkeiten beim Hören von hohen Frequenzen oder beim Verstehen von Gesprächen in lauten Umgebungen. Dies kann zu Frustration führen, insbesondere wenn sie sich ständig bemühen müssen, den Gesprächsinhalt zu erfassen.

Wie empfinden Senioren Altersschwerhörigkeit?

Ein weiteres häufiges Empfinden bei Senioren mit nachlassendem Hörvermögen ist das Gefühl der Isolation oder des Ausschlusses in sozialen Situationen. Das Verpassen von Gesprächsinhalten in Gruppen oder das Gefühl, nicht mehr aktiv am Geschehen teilnehmen zu können, kann zu Einsamkeit und Rückzug führen.

Darüber hinaus können Senioren mit Hörverlust auch Schwierigkeiten haben, sich verstanden zu fühlen oder ihre Bedürfnisse auszudrücken. Dies kann zu Frustration und Unzufriedenheit führen, insbesondere wenn die Kommunikation mit anderen erschwert wird.

Insgesamt kann das Nachlassen des Hörvermögens im Alter eine Vielzahl von Emotionen und Empfindungen auslösen, von Unbehagen und Frustration bis hin zu Einsamkeit und Rückzug. Es ist wichtig, Unterstützung und Lösungen zu erhalten, um mit diesen Herausforderungen richtig umzugehen und weiterhin ein aktives und erfülltes Leben führen zu können.

Der Prozess der Presbyakusis

Presbyakusis resultiert aus einer Kombination von Faktoren, darunter der Verschleiß der Haarzellen im Innenohr, die Degeneration des Hörnervs und Veränderungen in den auditiven Verarbeitungszentren des Gehirns. Umweltfaktoren wie Lärmbelastung und bestimmte Gesundheitszustände wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselstörungen und genetische Faktoren können den Verlauf der Presbyakusis beschleunigen.

Der Beginn der Presbyakusis ist schleichend und äußert sich oft in Schwierigkeiten beim Hören von hochfrequenten Geräuschen sowie beim Verstehen von Sprache, insbesondere in lauten Umgebungen (bekannt auch als „Cocktailparty-Effekt“). Zusätzlich können Personen eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber lauten Geräuschen und ein anhaltendes Klingeln in den Ohren (Tinnitus) erleben. Unbehandelt kann Presbyakusis zu kognitivem Abbau, sozialer Isolation und Schwierigkeiten bei alltäglichen Aufgaben wie der Kommunikation und der Navigation in lauten Umgebungen wie dem Verkehr führen.

Erkennen der Symptome

Es ist wichtig, die Anzeichen eines altersbedingten Hörverlusts zu erkennen und bei Verdacht zu reagieren. Zu den häufigsten Symptomen gehören Schwierigkeiten beim klaren Hören, insbesondere in lärmenden Umgebungen.

Erhöhtes Lautstärkeempfinden und das Gefühl von permanentem Ohrgeräusch können ebenfalls Hinweise auf eine Presbyakusis sein. Falls Sie diese Symptome bei sich bemerken, ist es ratsam, einen Facharzt oder eine Fachärztin für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde (HNO) aufzusuchen.

Erster einfacher Schritt: Online-Hörtest (optional)

Testen Sie ihr Hörvermögen in einem Online-Hörtest z.B. bei Kind. Der Hörtest dauert drei Minuten. Dafür die Lautstärke am Computer einstellen und über den Lautsprecher oder Kopfhörer den Hörtest starten. Sie hören Zahlen mit verschiedenen Hintergrundgeräuschen, die Sie anschließend am Computer eingeben. Der Test gibt Ihnen einen ersten Eindruck von Ihrem Hörvermögen. Ergibt die Auswertung, dass Ihr Hörvermögen eingeschränkt ist, sollten Sie einen Hörtest bei einem HNO-Arzt ode Hörakustiker machen.

Hörtest beim HNO-Arzt

Vereinbaren Sie einen Termin bei einem Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde. Auch als gesetzlich versicherte Person brauchen Sie keine Überweisung vom Hausarzt. Der HNO-Arzt untersucht die Ohren und stellt die Ursache für das reduzierte Hörvermögen fest. Dies muss im Alter nicht immer Presbyakusis sein, sondern kann auch andere Ursachen haben. Im einfachsten Fall verstopft Ohrenschmalz den Gehörgang.

Es gibt verschiedene Formen von Hörtests, in der Regel werden bei einem Hörtest dem Patienten Töne in verschiedenen Frequenzen und Lautstärken vorgespielt. Der Patient gibt an, wann er den Ton gerade noch hören kann. Bei Personen mit altersbedingtem Hörverlust, der sogenannten Presbyakusis, wird besonders der Verlust hoher Frequenzen bemerkbar sein. Mit dem Fortschreiten der Krankheit können jedoch auch tiefe Frequenzen beeinträchtigt sein.

Hörakustiker bieten ebenfalls kostenlose Hörtests an.

Hörtest und Audiogramm

Ein Audiogramm visualisiert die Ergebnisse eines Hörtests einer Person und zeigt, wie gut das Gehör gesprochene Wörter und Töne in verschiedenen Frequenzen und Lautstärken wahrnehmen kann. Es wird verwendet, um festzustellen, ob Hörprobleme wie Hörverlust vorliegen.

In der Audiologie werden zwei verschiedene Hörtests durchgeführt. Bei der Tonaudiometrie wird die Hörkapazität anhand von Tönen getestet, während bei der Sprachaudiometrie gesprochene Wörter zur Wiederholung präsentiert werden. Die Ergebnisse beider Tests werden in Form eines Audiogramms visualisiert.

Stadien der Schwerhörigkeit

Bei der Beurteilung des Hörvermögens sind zwei Hauptfaktoren entscheidend: Tonhöhe und Lautstärke. Tonhöhe, auch als Frequenz bekannt, wird in Hertz (Hz) gemessen. Der menschliche Hörbereich erstreckt sich normalerweise von 20 bis maximal 20.000 Hertz, wobei das Gehör am empfindlichsten auf Frequenzen zwischen 500 und 6.000 Hertz reagiert – den Frequenzen der menschlichen Sprache. Lautstärke wird in Dezibel (dB) gemessen. Die Schwelle, bei der sich eine Person mit normalem Hörvermögen unwohl fühlt, liegt im Durchschnitt bei 80-85 dB, wobei Schalldruckpegel darüber einen Lärmschutz erfordern.

Diese beiden Faktoren bestimmen die Hörschwelle, die die Wahrnehmungsgrenze für Höreindrücke darstellt und von der Frequenz abhängt. Bei einem Schalldruck von 0 dB bei einer Frequenz von 2.000 Hz wird die Hörschwelle bei normalem Hörvermögen definiert. Basierend darauf werden die Grade der Schwerhörigkeit in fünf Stufen unterteilt:

  1. Normales Hörvermögen: Eine Abweichung von der definierten Hörschwelle bis zu 20 dB liegt im Bereich des normalen Hörvermögens.
  2. Leichte Schwerhörigkeit: Eine Abweichung von über 20 dB, sodass Geräusche wie das Ticken einer Armbanduhr oder Blätterrauschen nicht mehr akustisch wahrgenommen werden können. Die betroffene Person kann Töne erst ab einer Schallintensität von 25 bis 40 dB hören.
  3. Mittelschwere Schwerhörigkeit: Beginnt bei einem Hörverlust von 40 dB, was etwa den Grundgeräuschen in Wohngebieten entspricht. Die betroffene Person kann Töne erst ab einer Schallintensität von 40 bis 60 dB hören.
  4. Starkgradige Schwerhörigkeit: Entsteht ab einem Verlust von mindestens 60 dB, sodass ein Gesprächspartner bei normaler Sprechlautstärke nicht mehr gehört werden kann.
  5. An Gehörlosigkeit grenzende Schwerhörigkeit: Beginnt bei einem Verlust von mehr als 80 dB. In diesen Fällen können weder laute Musik noch die Geräusche einer Autobahn gehört werden. Wenn praktisch keine Geräusche mehr wahrgenommen werden, wird die Person als taub oder gehörlos betrachtet.

Möglichkeiten zur Behandlung und Hilfe

Die gute Nachricht ist, dass es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten gibt, um den altersbedingten Hörverlust zu bewältigen und die Lebensqualität zu verbessern.

Hörhilfen im Alltag

Zusätzlich zu Hörgeräten und Cochlea-Implantaten gibt es verschiedene Hilfsmittel, die den Alltag von Menschen mit Presbyakusis erleichtern können. Dazu gehören Kopfhörer, die an Fernseher oder Musikanlagen angeschlossen werden können, sowie spezielle Telefone mit Lautsprecherfunktion für klareres Hören während Telefonanrufen.

Es muss nicht immer gleich ein Hörgerät sein. Bei beginnender Altersschwerhörigkeit hilft oft schon ein entsprechender Kopfhörer für Schwerhörige. Alternativ gibt es Hearables, eine Kombination von Kopfhörern und Hörgeräten.

Hörgeräte

Hörgeräte sind eine häufige Lösung zur Verbesserung des Hörvermögens bei Presbyakusis. Sie verstärken die Schallwellen, die auf das Ohr treffen, und leiten sie in das Innenohr weiter, wodurch Sie wieder besser hören können. Moderne Hörgeräte sind diskret und bieten eine Vielzahl an Funktionen, um sich an unterschiedliche Hörsituationen anzupassen.

Hörgerät – was übernimmt die Krankenkasse?

Wenn es um die Versorgung mit Hörhilfen geht, sind Krankenkassen gesetzlich verpflichtet, die Kosten zu übernehmen, sofern eine medizinische Notwendigkeit besteht. Dies beinhaltet nicht nur den eigentlichen Kauf des Geräts, sondern auch die Anpassung an die individuellen Bedürfnisse, regelmäßige Tests zur Überprüfung der Funktionalität, Wartung und Reparaturen.

Die Auswahl des richtigen Hörgeräts ist entscheidend für seine Wirksamkeit und Ihre Zufriedenheit. Hierbei ist es wichtig, eine enge Zusammenarbeit mit Ihrem HNO-Arzt oder Hörgeräteakustiker zu pflegen. Sie können Ihnen dabei helfen, das Modell zu finden, das am besten zu Ihrer spezifischen Höreinschränkung passt und Ihre Lebensqualität am meisten verbessert.

Welche Festbeträge gibt es?

In der Regel übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen pro Hörgerät einen Vertragspreis von 685 €. Dazu kommen eine Pauschale für individuell gefertigte Ohrstücke in Höhe von 33,50 € und eine Servicepauschale für Reparaturarbeiten von etwa 125 €. Bei schwerer Schwerhörigkeit, die an Taubheit grenzt, steigt die Kostenübernahme auf ca. 840 €. Ein neues Hörgerät kann frühestens nach sechs Jahren wieder bezogen werden. Die genaue Höhe der Kostenübernahme variiert kaum zwischen den Krankenkassen. Bei eigenanteilsfreien Hörgeräten (Kassenmodell) beträgt die gesetzliche Zuzahlung pro Gerät höchstens 10 Euro für Versicherte.

Wie läuft das ab?

Der Prozess zur Versorgung mit einem Hörgerät beginnt mit einer gründlichen Untersuchung durch Ihren HNO-Arzt oder Ihre HNO-Ärztin, um den Grad Ihrer Höreinschränkung zu bestimmen und festzustellen, ob ein Hörgerät die richtige Lösung für Sie ist. Basierend auf diesen Ergebnissen wird dann eine entsprechende Verordnung ausgestellt.

Die eigentliche Anpassung des Hörgeräts erfolgt dann durch einen Hörgeräteakustiker. Dieser Prozess ist äußerst wichtig, da das Hörgerät speziell auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten werden muss, um die bestmögliche Hörverbesserung zu erzielen. Es kann einige Zeit dauern, bis das Hörgerät perfekt eingestellt ist, und regelmäßige Nachkontrollen sind üblich, um sicherzustellen, dass alles optimal funktioniert.

Cochlea-Implantate

Bei schweren Schäden an den Sinneszellen im Innenohr kann ein Cochlea-Implantat eine Option sein. Dieses Gerät wird operativ im Innenohr angebracht und wandelt Schall in elektrische Signale um, die direkt an den Hörnerv gesendet werden. Cochlea-Implantate sind besonders effektiv bei Personen mit starkem Hörverlust.

Cochlea-Implantate werden in Fällen von hochgradiger Schwerhörigkeit, Ertaubung nach dem Spracherwerb und bei Menschen mit starkem bis taubheitsnahem Hörverlust eingesetzt. Was die Kosten betrifft, belaufen sich diese für ein Cochlea-Implantat inklusive Operation und Rehabilitation auf etwa 40.000 Euro. Normalerweise übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für ein Cochlea-Implantat, insbesondere wenn andere Hörgeräte dem Patienten oder der Patientin nicht ausreichend helfen können.

Kommunikationsstrategien und -training

Darüber hinaus können Kommunikationsstrategien und -training helfen, die Schwierigkeiten im Umgang mit Presbyakusis zu bewältigen. Dies kann das Erlernen von Lippenlesen, die Verwendung von visuellen Hilfsmitteln wie Untertiteln oder die Teilnahme an Gruppenkursen zur Verbesserung des Sprachverständnisses umfassen.

Vorbeugende Maßnahmen

Obwohl Presbyakusis nicht in jedem Fall verhindert werden kann, gibt es einige Maßnahmen, die das Risiko eines altersbedingten Hörverlusts verringern können:

  • Vermeiden Sie übermäßige Lärmbelastung und schützen Sie Ihre Ohren vor lauten Geräuschen, insbesondere in beruflichen Umgebungen.
  • Pflegen Sie einen gesunden Lebensstil, einschließlich regelmäßiger Bewegung und einer ausgewogenen Ernährung.
  • Vermeiden Sie Nikotinkonsum und übermäßigen Alkoholkonsum, da diese das Risiko von Hörproblemen erhöhen können.
  • Suchen Sie regelmäßig einen HNO-Arzt auf, um Ihr Hörvermögen überwachen zu lassen und eventuelle Probleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Durch die Kombination von Vorbeugung, rechtzeitiger Behandlung und Nutzung von Hörhilfen können Menschen mit Presbyakusis weiterhin ein aktives und erfülltes Leben führen.