Pflegeroboter – echte Chance für die Zukunft?

geändert am 21. Mai 2023

Die Pflege ist eine der größten Herausforderungen unserer Gesellschaft. Immer mehr Menschen werden älter und benötigen Unterstützung im Alltag. Gleichzeitig herrscht ein Mangel an qualifizierten Pflegekräften, der sich in den nächsten Jahren noch verschärfen wird. Wie kann die Pflege von morgen aussehen? Können Pflegeroboter eine Lösung sein?

Roboter sind längst nicht mehr nur Science-Fiction. Sie werden bereits in vielen Bereichen eingesetzt, zum Beispiel in der Industrie, der Logistik oder der Medizin. „Auch im Pflegesektor gibt es verschiedene Pilotprojekte, in denen mithilfe von Robotern und künstlicher Intelligenz (KI) die Einrichtungen unterstützt werden sollen“, so Tagesschau.de

Es gibt verschiedene Arten von Pflegerobotern, die unterschiedliche Funktionen erfüllen können. Zum Beispiel gibt es:

  • Serviceroboter, die praktische Aufgaben übernehmen, wie zum Beispiel das Heben oder Transportieren von Patienten, das Reinigen oder das Erledigen von Einkäufen.
  • Unterhaltungsroboter, die für Abwechslung und Geselligkeit sorgen, wie zum Beispiel der Roboterhund Aibo oder die Robbe Paro, die gemäß Zukunftinstitut.de vor allem bei Demenzkranken eingesetzt werden.
  • Soziale Roboter, die eine emotionale Bindung zu den Patienten aufbauen und mit ihnen kommunizieren können, wie zum Beispiel der humanoide Roboter Pepper, der laut Tagesschau.de verschiedene Sprachen spricht und sich Gesichter merken kann.

Die Vorteile von Robotern sind vielfältig. Sie können:

  • das Pflegepersonal entlasten und ergänzen, indem sie Routineaufgaben übernehmen oder assistieren.
  • die Lebensqualität und Selbstständigkeit der Patienten verbessern, indem sie ihnen Sicherheit, Komfort oder Unterhaltung bieten.
  • die soziale Isolation und Einsamkeit der Patienten verringern, indem sie ihnen Gesellschaft leisten oder den Kontakt zu Angehörigen oder Freunden erleichtern.

Die Nachteile von Robotern sind jedoch nicht zu vernachlässigen. Sie können:

  • ethische Fragen aufwerfen, wie zum Beispiel: Wer hat die Kontrolle über die Daten, die die Roboter sammeln? Welche Rechte haben die Patienten und die pflegenden Kräfte? Wie wird die Privatsphäre und Würde der Patienten gewahrt?
  • technische Probleme verursachen, wie zum Beispiel: Was passiert, wenn ein Roboter ausfällt oder einen Fehler macht? Wer übernimmt die Verantwortung und Haftung? Wie wird die Sicherheit und Zuverlässigkeit der Roboter gewährleistet?
  • psychologische Effekte hervorrufen, wie zum Beispiel: Wie reagieren die Patienten und die Pflegekräfte auf die Roboter? Wie verändert sich die Beziehung zwischen ihnen? Wie wird die menschliche Nähe und Empathie ersetzt?

Roboter sind also kein Allheilmittel für die Probleme im Gesundheits- und Pflegewesen. Sie können jedoch eine Chance sein, wenn sie sinnvoll eingesetzt werden. Dafür braucht es:

  • eine klare gesetzliche Regelung, die die Rechte und Pflichten aller Beteiligten definiert und schützt.
  • eine hohe Qualität und Transparenz der Technik, die die Funktionalität und Sicherheit der Roboter garantiert und überprüft.
  • eine intensive Forschung und Evaluation, die die Wirksamkeit und Akzeptanz der Roboter untersucht und verbessert.
  • eine umfassende Aufklärung und Schulung, die das Bewusstsein und das Vertrauen für die Roboter fördert und stärkt.

Serviceroboter sind also keine Bedrohung für die Menschlichkeit , sondern eine Möglichkeit für mehr Innovation und Unterstützung. Sie können jedoch niemals den menschlichen Kontakt ersetzen, sondern nur ergänzen. Die Pflege von morgen braucht daher nicht nur mehr Technik, sondern vor allem mehr Menschlichkeit.

Pflegeroboter Hollie im Testeinsatz

Am Karlsruher Klinikum unterstützt „Hollie“ das Pflegeteam. Der niedlich aussehende Roboter erlebte im März 2022 eine erste Praxistestung. Der Prototyp eines Serviceroboters ist eine gemeinsame Entwicklung des Karlsruher Forschungszentrums für Informatik (FZI) und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt mit rund 2,6 Millionen Euro.

Pflegeroboter HoLLiE begleitet eine Person, die Pflege braucht
HoLLiE begleitet eine Person im Pflegealltag. © FZI Forschungszentrum Informatik, Karlsruhe

Im Januar kam Hollie zurück – mit technischen Weiterentwicklungen. Inzwischen schiebt Hollie Rollstühle auf vorgegebenen Strecken und führt entwickelte Testszenarien unter Anleitung der Technikpartner aus. Seine Assistenzsysteme lieferten dazu die notwendigen wissenschaftlichen Erkenntnisse.

Das Projekt soll aufzeigen, inwieweit Roboter künftig Pflegekräfte bei administrativen und wiederkehrenden Tätigkeiten entlasten können. „Einer Studie zufolge verbringen diese mehr als die Hälfte ihrer Arbeitszeit (56 Prozent) mit administrativen Aufgaben,“ betont Elvira Schneider, Pflegedirektorin am Klinikum. „Deshalb haben wir großes Interesse daran, herauszufinden, wo wir das Personal gezielt unterstützen und ihnen so wieder mehr Zeit für Tätigkeiten am Patienten ermöglichen können.“