Krankenkassenwechsel gut überlegen: Risiken und Nebenwirkungen im Blick
Sie spielen mit dem Gedanken, von Ihrer privaten Krankenversicherung in die gesetzliche zu wechseln? Vor allem im fortgeschrittenen Alter mag dieser Schritt verlockend erscheinen, um Beiträge zu sparen. Doch Vorsicht ist geboten! Ein Krankenkasse Wechsel birgt Risiken und Nebenwirkungen, die Sie unbedingt kennen sollten.
1. Lockangebote und fragwürdige Praktiken für Krankenkasse Wechsel
Anbieter werben aggressiv um privat Versicherte über 55 Jahre und insbesondere um Rentner. Unter dem Vorwand hoher Einsparungen locken sie mit vermeintlich einfachen Lösungen. Die Veron Versicherungsmakler GmbH aus Nürnberg ist ein Beispiel dafür. Mit ihrer Webseite „raus-aus-der-pkv.de“ versprechen sie, den Krankenkasse Wechsel zur gesetzlichen Krankenversicherung auch jenseits des 55. Lebensjahres zu ermöglichen. Hier das Versprechen auf deren Website:
- Über 55-jährige – Leider wird oft behauptet, dass ein Wechsel aus der privaten Krankenversicherung zur gesetzlichen Krankenversicherung über dem 55. Lebensjahr nicht möglich ist. Diese Aussage ist falsch! Die Neuänderungen für die Vorversicherungszeit in der Krankenversicherung der Rentner zum 01. August 2017 zeigen, dass auch ein späterer Wechsel in die GKV möglich ist.
- Rentner – Die Rückkehr von privat Versicherten Rentnern in die gesetzliche Krankenversicherung ist grundsätzlich nicht ausgeschlossen. Eine Ersparnis von über 150.000€ und mehr ist keine Seltenheit.
Doch die Realität hinter diesen Angeboten ist oft undurchsichtig. Daher ist bei einem Krankenkasse Wechsel äußerste Vorsicht geboten.
2. Scheingewerbe im Ausland
Ein gängiges Vorgehen ist die Gründung eines Scheingewerbes im Ausland, beispielsweise in Tschechien oder Polen. Durch dieses Gewerbe sollen Versicherte in die gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland zurückkehren können. Doch dieses Vorgehen ist nicht nur rechtlich fragwürdig, sondern kann auch schwerwiegende Konsequenzen haben. Die Veron Versicherungsmakler GmbH bietet beispielsweise an, ein Gewerbe in Tschechien zu eröffnen, um dann ein Jahr später in die deutsche gesetzliche Krankenversicherung wechseln zu können.
3. Hohe finanzielle Risiken
Die Kosten für diese fragwürdigen Dienstleistungen können enorm sein. Monatliche Zahlungen an Vermittler sowie hohe Erfolgsprämien belasten Ihr Budget erheblich. Zum Beispiel verlangt die Veron Versicherungsmakler GmbH monatlich 250 Euro und im Erfolgsfall zusätzlich 9.000 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer von einem externen Dienstleister. Insgesamt können so Kosten von bis zu 12.000 Euro entstehen. Zudem besteht die Gefahr, dass Sie im Nachhinein wegen Sozialbetrugs belangt werden.
4. Drohender Verlust des Versicherungsschutzes
Ein erhebliches Risiko besteht darin, dass die Versicherungsgesellschaft später feststellen könnte, dass es sich bei dem ausländischen Gewerbe um eine reine Täuschung handelte. In diesem Fall könnte sie den Eintritt in die gesetzliche Krankenversicherung auch Jahre später rückgängig machen. Die betroffene Person würde dann aus der gesetzlichen Krankenkasse fliegen – mit schwerwiegenden Folgen. Thorulf Müller, ein Versicherungsmakler, berichtet von Kunden, die solche Angebote angenommen haben und es später bitter bereuten. „Plötzlich stehen sie ohne Krankenversicherung da – in einer Lebensphase, in der eine Krankenversicherung dringend benötigt wird“, sagt er. „Das ist eine elende Situation. Manche müssen dann sogar auf Grundleistungen vom Sozialamt zurückgreifen, um den Basistarif der Krankenversicherung finanzieren zu können.“
5. Problem bekannt
Die gesetzlichen Krankenkassen sind sich dieses Problems bewusst. Bereits im Jahr 2022 warnte der GKV-Spitzenverband in einem Rundbrief vor „systematischem Rechtsmissbrauch“. In dem Schreiben heißt es: „In letzter Zeit gab es Hinweise darauf, dass Personen vorgeben, in der Tschechischen Republik oder der Slowakischen Republik gearbeitet zu haben, um aufgrund der dadurch erworbenen gesetzlichen Versicherungszeiten Zugang zur gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung in Deutschland zu erhalten. Es besteht der Verdacht, dass diese Arbeitsverhältnisse fingiert sind.“
6. Politische Handlungsnotwendigkeit
Trotz bekannter Problematik fehlt es oft an effektiven Maßnahmen seitens der Politik. Die Gesetze müssten verschärft werden, um solche unseriösen Praktiken zu unterbinden und Versicherte zu schützen. Die Politik ist gefordert, im Zuge geplanter Gesetzesänderungen, wie dem Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG), Möglichkeiten zu schaffen, um gegen solche Anbieter vorzugehen.
Fazit: Vorsicht ist geboten!
Bevor Sie einen Krankenkasse Wechsel in Erwägung ziehen, sollten Sie sich umfassend informieren und seriöse Alternativen prüfen. Ein Tarifwechsel innerhalb Ihrer privaten Versicherung könnte eine bessere Option sein, um Beiträge zu senken, ohne rechtliche Risiken einzugehen. Lassen Sie sich nicht von verlockenden Angeboten blenden und schützen Sie Ihre Gesundheit und Ihr Budget vor möglichen Gefahren.
Wenn die Versicherungsgesellschaft nämlich herausfindet, dass es sich um ein Scheingewerbe handelte, kann der Eintritt in die gesetzliche Krankenversicherung rückgängig gemacht werden. Dies hätte zur Folge, dass Sie ohne Krankenversicherungsschutz dastehen – eine prekäre Situation, besonders im fortgeschrittenen Alter. Daher einen Krankenkasse Wechsel nur wohl überlegt in Angriff nehmen.